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Aktuelles

01.12.2015

Stimmen zum Olympia-Referendum: Hamburg stimmt gegen Olympia – überraschend, aber nachvollziehbar!

Dr. Christel Oldenburg

Eine mangelnde Unterstützung seitens der politischen Gremien und der veröffentlichten Meinung kann nicht der Grund für die Ablehnung gewesen sein, schließlich plädierten bis auf die Linke alle Rathausfraktionen für die Bewerbung, unterstützt von einer massiven Kampagne in den Medien. Dennoch sagte eine knappe, aber ausreichende Mehrheit »Nein«, die Überraschung war da! Befürworter der Olympia- Bewerbung warfen den Gegnern vor, aus Provinzialität, Zaghaftigkeit, Kleingeist oder gar »German Angst« mit »Nein« gestimmt zu haben – aber ist dem wirklich so? Die Werbekampagne für die Olympia-Bewerbung spielte oft mit Emotionen, versuchte die Hamburger zu begeistern; die traditionell eher nüchtern und rational auftretenden Hanseaten indes schienen eher einen kühlen Kopf bewahrt zu haben und lehnten die Bewerbung aus guten Gründen ab:

  • Skepsis gegenüber Sinn und prognostizierter Machbarkeit von Großprojekten – nach den Erfahrungen mit der Elbphilharmonie.
  • Zahlreiche Skandale und Affären haben dem Ansehen des Sports und großer Sportveranstaltungen geschadet.
  • Andere Prioritäten für die Zukunft Hamburgs. Die Flüchtlingskrise wird die Kräfte und Ressourcen der Stadt in den nächsten Jahren herausfordern und binden, auch beim Wohnungsbau.
  • Furcht vor Terrorattacken.
  • Unklarheiten bei der Finanzierung könnten ein wesentlicher Ablehnungsgrund gewesen sein. Denn Schätzungen zufolge würde die Ausrichtung der Spiele rund 11 Milliarden Euro kosten, davon wollte Hamburg maximal 1,2 Milliarden selbst stemmen, rechnete aber mit ca. 6,2 Milliarden an Bundeszuschüssen, die jedoch bis zum Referendum nicht verbindlich zugesagt waren.

Für die Olympia-Gegner haben die Hamburger in bester hanseatischer Tradition gehandelt: sie ließen sich nicht von dem Werbebrimborium beeindrucken, bewahrten kühlen Kopf, wägten Pro und Contra ab, um sich dann mit nüchternem Kalkül mehrheitlich für »Nein« zu entscheiden. Das mag enttäuschend sein, ist aber nur das Ergebnis eines demokratischen Prozesses. Insofern kann auch nicht von einer Abstimmung über die Politik des Senates gesprochen werden. Es ging nur um die Olympia-Bewerbung. Also, nicht so traurig sein. Wäre schön gewesen, aber mir gefällt Hamburg auch ohne Olympia-Spektakel. Ich mag die Stadt auch so, wie sie ist.