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Aktuelles

12.11.2015

In Erinnerung an "Schmidt-Bergedorf" (1918-2015)

1969 gewann Helmut Schmidt als Nachfolger von Nikolaus Jürgensen den Bundestagswahlkreis Bergedorf mit 61,1%! Ähnliche Ergebnisse erzielte er 1972 (64,0%), 1976 (59,7%), 1980 (61,3%) und 1983 (55,6%). Dies verdankte er seiner enormen Popularität, die sich im hohen Besuch seiner Wahlkampfauftritte widerspiegelte. So kamen z. B. im September 1969 4.000 Menschen zu einer Kundgebung auf die Schlosswiese oder im September 1976 6.000 in die Lohbrügger Fachhochschule. Im Oktober 1983 erklärte Schmidt mit Hinweis auf sein Alter seinen Verzicht auf eine weitere Bundestagskandidatur. Im Wahlkampf unterstützte er seinen designierten Nachfolger Rolf Niese, mit dem ihn die Leidenschaft für Coca Cola und Zigaretten verband, tatkräftig. So warb er bei einer Veranstaltung in der Gaststätte „Gewerkschaftshaus“ im Oktober 1986 für Niese mit den Worten: „Das ist ein solider und zuverlässiger Kerl, der mehr über die Probleme des Wahlkreises Bergedorf weiß, als ich jemals habe ansammeln können.“ Im Dezember 1986 verabschiedete die Bergedorfer SPD Helmut Schmidt mit einem Empfang im Lichtwarkhaus.

Ein klassischer Wahlkreisabgeordneter mit viel Präsenz vor Ort war Schmidt, wie er selbst zugab, für Bergedorf nie, „da ich als Minister und Bundeskanzler nicht die Möglichkeit hatte, im Wahlkreis mich mit den kommunalen Problemen intensiv zu beschäftigen“. Dennoch versuchte er, so oft wie möglich präsent zu sein. So kam er z. B. im November 1977 zur Einweihung des „Haus im Park“ oder im Mai 1978 zur Grundsteinlegung für die Wohnsiedlung Billebogen in Lohbrügge. Auch empfing er Besuchergruppen aus seinem Wahlkreis im Bundeskanzleramt. Überdies schrieb er für die örtliche, im Bezirk verteilte Parteizeitung „Bergedorf Extra“ regelmäßig Beiträge, zeitweise als „Kanzler Kolumne“. Als „Schmidt-Bergedorf“, wie er im Bundestag zur Unterscheidung von den anderen Abgeordneten selbigen Namens hieß, machte er den Bezirk bundesweit bekannt. Und auch wenn er es stets abgelehnt hat, „den eigenen Wahlkreis herauszustreichen“, so setzte er sich doch in einigen Punkten ganz gezielt für ihn ein, so z. B. für den Bau der Marschenautobahn und den Erhalt der Maschinenbaufabrik Blohm. Am besten würdigte der langjährige Bergedorfer SPD-Vorsitzende Kurt Prätsch anlässlich von Schmidts 65. Geburtstag dessen Wirken für Bergedorf: „Er hat es fertiggebracht, trotz seiner Aufgaben in der großen Politik, stets auch noch Herz und Ohr für die kleineren Probleme ‚vor Ort‘ zu haben.“

Wir werden Helmut Schmidt vermissen.