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Aktuelles

12.04.2016

Was wird aus der Bergedorfer Zeitung?

Dr. Christek Oldenburg

Wer sich mit Bergedorfer Lokalgeschichte beschäftigt, kommt an ihr als Quelle nicht vorbei. Seit über 142 Jahren schon berichten Journalisten und Reporter über das aktuelle Tagesgeschehen im Städtchen. Nicht immer zu unserer Zufriedenheit – wer hat sich nicht schon einmal über einen Artikel im Blatt geärgert - aber zuverlässig und kontinuierlich. Doch jetzt droht Hamburgs letzter Lokalzeitung das Aus.
Als die Funke Medien Gruppe vor einigen Jahren verschiedene Lokalzeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost u.a.) übernahm, war damit ein Aufatmen verbunden. Schon zu oft war darüber gemunkelt worden, dass die Bergedorfer Zeitung zur Beilage des Hamburger Abendblattes verkommen sollte. Der Konzern kündigte an, den lokalen Journalismus zu stärken. Umgesetzt wurde diese Ankündigung allerdings nie. Im Gegenteil – 2015 verabschiedete die Essener Konzernzentrale ein umfangreiches Umstrukturierungsprogramm unter dem euphemistischen Namen „Harmonisierung“. Überall im Konzern wurden Lokalzeitungen zusammengelegt, Abteilungen geschlossen und Beschäftigte entlassen. Nun soll das Konzept auch in Bergedorf umgesetzt werden.
Zunächst steht die Abwicklung der Druckvorstufe (Setzerei) an. 41 Kolleginnen und Kollegen sollen dabei ihren Arbeitsplatz verlieren. Das sind über 40% aller Beschäftigten der Zeitung. Und wer glaubt, dass damit die restlichen Arbeitsplätze gesichert werden können, – so wie es der Konzern derzeit behauptet – der ist naiv. Schon machen Gerüchte die Runde, dass auch die Anzeigenabteilung und die Redaktion dann nicht mehr lange Bestand haben werden, und die Schreckensvision der endgültigen Schließung steht im Raum. Wer sich den Umgang des Konzerns mit anderen Lokalzeitungen ansieht, der kommt nicht umhin, dieses Szenario als realistisch einzuschätzen.
Die Kolleginnen und Kollegen der Bergedorfer Zeitung wollen aber nicht kampflos aufgeben. Viele von ihnen sind streikerfahren und wissen, wie empfindlich Medienkonzerne auf schlechte Publicity reagieren. Nach einem eintägigen Streik und fantasievollen Aktionen im Sachsentor und anderswo ist es gelungen, eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Ob der Druck reicht, die Pläne rückgängig zu machen, die Arbeitsplätze zu erhalten oder wenigstens einen Sozialplan mit Forderungen nach einem Sozialtarifvertrag auszuhandeln, steht derzeit in den Sternen.
Wir, die Bergedorfer SPD, unterstützen die Kolleginnen und Kollegen der Bergedorfer Zeitung. Die Bürgerschaftsabgeordneten haben in einem Brief ihre Solidarität erklärt, unser Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi hat einen Austausch mit Abgeordneten aus anderen betroffenen Regionen organisiert und unsere AfA kämpft unermüdlich mit den Protestierenden.